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Leobschütz / Oberschlesien: Eine private Homepage zur Erinnerung an die Kultur und die Menschen in der Stadt und dem Kreis Leobschütz O/S von Kurt Sander.


Geschichte und Sehenswürdigkeiten in der Stadt Leobschütz / Oberschlesien:

Die erste Nennung geht auf das Jahr 1107 zurück, als Leobschütz noch eine Dorfsiedlung war. Das genaue Datum der Erlangung des Stadtrechts ist nicht bekannt, man weiß jedoch, dass das Stadtrecht im Jahre 1270 erneuert wurde. In den Jahren 1365 - 1503 war Leobschütz Hauptstadt eines eigenständigen Herzogtums. Im 15. Jahrhundert wurde die Stadt von Hussiten verwüstet. Ab 1503 war Leobschütz Bestandteil des Herzogtums Jägerndorf. Im Jahr 1523 wurde die Stadt von den Hohenzollern gekauft, die den protestantischen Glauben einführten. Zu dieser Zeit wurde eine evangelische Schule und das Rathaus erbaut, die Franziskaner wurden aus der Stadt vertrieben. Im Jahre 1622 kaufte Karl von Liechtenstein, ein katholischer Fürst, Leobschütz, womit die Stadt Untertan der Habsburger wurde. Zugleich begann auch die schwierige Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in dessen Verlauf Leobschütz nacheinander von Dänen, Schweden und den kaiserlichen Armeen zerstört wurde. Erst in der Gegenreformationszeit zeichnete sich eine stetige Entwicklung ab. Ab 1741 ging Schlesien in preußische Hand über und Leobschütz wurde von der Verwaltung in Troppau und Jägerndorf abgeschnitten. Infolge der Säkularisierung der Kirchengüter im Jahr 1810 verließ der Johanniterorden die Komturei im nahe gelegenen Gröbnik. Durch den Bau einer Bahnverbindung nach Ratibor und Deutsch Rasselwitz kam es zu einem Aufschwung in der Entwicklung der Stadt. In dieser Zeit entstand die bis heute existierende Brauerei, sowie u.a. Mälzereien, Mühlen, eine Glashütte und Sägewerke. Die Entwicklung der Stadt erlahmte erst mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt wurde beim Einmarsch der russischen Truppen erheblich beschädigt, das Rathaus, der Rathausplatz und der Ring wurden zerstört. Im Mai 1945 wurde Leobschütz an die polnische Verwaltung übergeben.

 Leobschütz / Glubczyce

Die Pfarrkirche Mariä Geburt wurde unter dem Patronat des Johanniterordens Ende des 13. Jahrhunderts erbaut und im 14. Jahrhundert zu einer Hallenkirche umgebaut. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche im neugotischen Stil ausgebaut. Im Inneren blieb ein Kreuzrippengewölbe mit frühgotischen Steinmetzdetails erhalten. Am Hauptaltar kann man eine barocke Statue der unbefleckten Jungfrau Maria bewundern.

Die St.-Ägidius- und Bernhard-Kirche wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. Im Inneren blieb die Rokokoausstattung erhalten, sowie eingotisches Taufbecken aus dem 15. Jahrhundert.

Das Franziskanerkloster existierte bereits im Jahre 1448. Das heutige wurde im 18. Jahrhundert in Form eines vierecks mit einem inneren Klostergarten angelegt. Im verlängerten Westflügel befand sich ein Gymnasium. Im Kloster blieben barocke Bilder und Statuen erhalten.

Bei der Sebastian-Kapelle handelt es sich um einen spätgotischen Bau, der 1501 errichtet wurde. Im Innern befindet sich ein Altar aus dem 18. Jahrhundert, der eine in Holz geschnitzte Szene am Ölberg darstellt.

Die barocke Kapelle St. Anna stammt aus dem Jahr 1776.

Die Wehrmauern der Stadt wurden bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert wurden sie mehrmals durchbrochen und neu befestigt. Bis heute blieben größere Fragmente der Mauer und des Bergfrieds erhalten. Die vier Stadttore, welche die Einfahrt zur Stadt schützten, wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgerissen.

Das Rathaus wurde im Jahre 1570 unter Verwendung der Bausubstanz eines früheren Rathauses errichtet. Es wurde mehrmals um- bzw. wieder aufgebaut, so nach einem Brand im Jahre 1603. In den Jahren 1863 - 1864 wurde es im neugotischen Stil umgebaut. 1930 wurde es restauriert, brannte jedoch 15 Jahre später - im Jahre 1945 - im Verlauf des Krieges vollständig ab. Die Stadt Glubczyce hat das jahrzehntelang am Rande des Verfalls liegende Rathaus mit EU-Fördergeldern wieder aufgebaut und im Juni 2008 der Bevölkerung mit neuer Verwendung übergeben.

(Text und Bilder auszugsweise aus dem "Reiseführer zu den Sehenswürdigkeiten des Oppelner Landes", erschienen im Schlesischer Verlag)


Glubczyce im August 2004

Leobschütz / Glubczyce im August 2005

Bilder: Kurt Sander


Glubczyce am 24. August 2004

Leobschütz / Glubczyce am 24. August 2004 (Luftbild Kirk)

Bilder: Luftbild Bernhard Kirk, Mendelstraße 12, 84347 Pfarrkirchen, Tel./Fax 08561 / 8166


Glubczyce am 6. September 2006

Leobschütz / Glubczyce am 6. September 2006 (Luftbild Kirk)

Bilder: Luftbild Bernhard Kirk, Mendelstraße 12, 84347 Pfarrkirchen, Tel./Fax 08561 / 8166


Luftaufnahmen von Leobschütz (Glubczyce am 6. September 2006)

Es lohnt sich, einen Vergleich der Luftaufnahmen aus der Zeit vor 1945 und den Bildern aus dem Jahre 2006 zu machen. Bekannt ist, dass zahlreiche Straßenzüge, nach den Zerstörungen in der Stadt Leobschütz im März 1945 und danach, nicht wieder vollständig aufgebaut worden sind. An diesen Stellen enstanden u.a. Grünanlagen und Parkplätze. Ein umfassendes und gut übersichtliches Bild der Stadt im Jahre 2006 ist aus der Vogelperspektive sehr gut wahrzunehmen. Die Bilder zeigen die Südstadt, den Ring, die Gegend rund um die Pfarrkirche und in Richtung Stadtwald.

Ein Bild zeigt umfassend den Raum rund um das Rathaus und die Südstadt. Der Blick geht weit nach Süden, entlang der Troppauer Straße bis hin zur Abzweigung der Ratiborer Straße. Außerdem sind zu erkennen die Alte Promenade, Teile der Jägerndorfer Straße, Baderstraße, Wassertorstraße, Töpferstraße und die Bebauung nördlich des Rathauses. Neben den Bauten aus der Vor-Wende-Zeit sind nunmehr moderne Neubauten zu sehen, die z.B. in der Baderstraße und der Wassertorstraße beiderseits der alten Gebäude aus der Zeit vor 1945 errichtet worden sind. Grünflächen sind reichlich vorhanden. So z.B. zwischen Rathaus und Baderstraße, am Stephansplatz und zwischen der Zinnabrücke und der Töpferstraße, wo auch noch alte Häuser stehen.

Eine weitere Aufnahme zeigt die "Baustelle Rathaus". Hier ist gegenüber früheren Aufnahmen zu sehen, dass die Bauarbeiten inzwischen fortgeschritten sind. Der Turm ist höher eingerüstet und die Bauarbeiten am Gebäude haben bereits begonnen. Die Marienstatue ist nun vollkommen durch eine stabile Umhüllung gesichert. Dieses Bild zeigt auch deutlich, wie die Fußwege vom Ring durch die Grünflächen zur alten Baderstraße und Wassertorstraße verlaufen. Eine Grünanlage ist zwischen der Wassertorstraße und dem ehemaligen Haus Liechtenstein angelegt.

Rund um die Pfarrkirche (Neumarkt) sind zum Teil neue Wohnblocks gebaut worden und in unmittelbarer Nähe der Kirche befinden sich die den Krieg überdauerten Häuser der Pfarrei, der Alten Schule und einiger Bauten nördlich der Kirche (Kirchplatz). Ein Blick nach Westen entlang der König-Ottokar-Straße zeigt die Rote Schule und davor die Grünanlage, wo früher die Evangelische Kirche stand. Vom freien Platz der ehemaligen Synagoge, jetzt polnisches Ehrenmal, bis zum Krankenhaus ist die Stadtmauer freigelegt und ebenfalls eine Grünfläche entstanden. Das Gebiet westlich der Pfarrkirche hat kaum Schäden durch den Krieg erlitten und so sind nur vereinzelt Veränderungen im Stadtbild zu erkennen.

Sichtbar ist auch die vollständige Bebauung der "Weststadt" rund um das frühere Missionshaus "Maria Treu", jetzt Krankenhaus. Die westliche Begrenzung ist der Verbindungsweg zwischen der "Lindenlaube" am Ende der Promenade und der Schmeisdorfer Straße. Zwischen dem Friedhof und der Neustädter Straße ("Waldchaussee") ist ebenfalls ein neues Siedlungsgebiet entstanden. In Verlängerung des Doktorganges sind der Jahnplatz und der Friedhof deutlich auszumachen, ebenso auch die Neubauten (Wohnblocks) der Friedrich-Wilhelm-Straße und die baumbestandene Fläche des Alten Friedhofes an der St.-Anna-Kirche mit der daneben liegenden Langenstraße sowie den Ackerflächen Richtung Sabschütz. Auffallend ist in der Bildmitte die hohe weiße Mauer des Gefängnisses!

Bericht: Herbert Rathmann
Quelle: Leobschützer Heimatblatt, Heft 1, Jan./Feb. 2007, Seite 4 f. (Auszug)

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Stand: 05.09.2008 (Kurt Sander)